Das Glücksspiel – für viele eine Freizeitbeschäftigung, für manche der Weg in die Sucht. Eine aktuelle Studie von GambleAware, einer britischen Hilfsorganisation, schlägt Alarm: Millionen Kinder in Deutschland wachsen in Haushalten mit problematischem Spielverhalten auf. Die Folgen für die Kleinsten sind gravierend und reichen von Vernachlässigung bis hin zu eigenen psychischen Problemen.
Glücksspielsucht ist ein weitverbreitetes Problem mit schwerwiegenden Folgen, nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihr Umfeld, insbesondere für Kinder. Während Erwachsene oft Wege finden, mit den Folgen umzugehen, sind Kinder den Auswirkungen der Sucht ihrer Eltern schutzlos ausgeliefert. Die erschreckend hohe Zahl von Menschen in Deutschland, die von problematischem Glücksspiel betroffen sind, wirft ein Schlaglicht auf ein Thema, das oft tabuisiert wird.
Die Schattenseite des Glücksspiels
Glücksspielsucht, auch bekannt als pathologisches Glücksspiel, ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch den Drang, immer wieder zu spielen, trotz negativer Konsequenzen. Betroffene verlieren die Kontrolle über ihr Spielverhalten und setzen oft mehr Geld ein, als sie sich leisten können. Dieser Kontrollverlust zeigt sich in einem Teufelskreis aus ständigem Gedankenkarussell um das Glücksspiel, dem unwiderstehlichen Drang zu spielen, und der Steigerung der Einsätze, um die gewünschte Befriedigung zu erlangen.
Die Ursachen für Glücksspielsucht sind vielfältig und komplex. Genetische Veranlagung, psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen, aber auch soziale Faktoren wie Isolation und Arbeitslosigkeit können das Risiko erhöhen. Besonders perfide ist die Rolle der allgegenwärtigen Werbung für Glücksspiele, insbesondere im Internet. Sie vermittelt den Eindruck von Leichtigkeit und schnellen Gewinnen und verharmlost dabei die Suchtgefahr.
Wenn die Sucht zum Familienmitglied wird
Die Folgen der Glücksspielsucht sind verheerend und ziehen tiefe Gräben durch das Leben der Betroffenen und ihrer Familien. Neben finanziellen Problemen, die bis zum Ruin führen können, leiden Betroffene oft unter Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen. Das soziale Umfeld leidet ebenfalls: Beziehungen zerbrechen, der Arbeitsplatz ist gefährdet und das Vertrauen in den Partner schwindet.
Besonders dramatisch sind die Auswirkungen auf Kinder in betroffenen Familien. Sie erleben Vernachlässigung, emotionale Instabilität und nicht selten auch Gewalt. Oft müssen sie Verantwortung für die Eltern übernehmen und leiden unter der Angst, das Zuhause zu verlieren. Die emotionale Achterbahnfahrt, der die Kinder ausgesetzt sind, prägt sie oft ein Leben lang und kann zu Bindungsstörungen, Entwicklungsverzögerungen und einem erhöhten Risiko für eigene Suchterkrankungen führen. Ähnlich wie Kinder, die durch das Rauchen ihrer Eltern gefährdet sind, erleben auch Kids aus suchtbelasteten Familien erhebliche Risiken für ihre Entwicklung und Gesundheit.
„Kinder aus suchtbelasteten Familien sind besonders gefährdet, selbst eine Sucht zu entwickeln“, warnt Dr. Anna Meier, Psychologin und Expertin für Glücksspielsucht. „Sie haben gelernt, dass Probleme durch Vermeidung und nicht durch Kommunikation gelöst werden. Dieses Muster kann sich später auf andere Lebensbereiche übertragen.“
Kinder in Not: Die vergessenen Opfer
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut der aktuellen GambleAware-Studie leben in Deutschland Millionen Kinder in Haushalten mit problematischem Spielverhalten. Diese Kinder sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, psychische Probleme wie Depressionen, Angststörungen und Essstörungen zu entwickeln. Auch die schulischen Leistungen leiden oft unter der Belastung durch die Sucht eines Elternteils. Sie ziehen sich zurück, haben Konzentrationsschwierigkeiten und zeigen oft Verhaltensauffälligkeiten, die von Lehrern und Mitschülern fehlinterpretiert werden.
Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass viele dieser Kinder keine Hilfe erhalten. Oft schämen sie sich für die Sucht ihrer Eltern und sprechen nicht darüber. Die Angst, die Familie zu zerstören oder stigmatisiert zu werden, wiegt schwer. Auch Lehrer und Erzieher sind häufig überfordert und wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Es fehlt an Sensibilisierung für das Thema und an niedrigschwelligen Hilfsangeboten, die auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zugeschnitten sind.
Gemeinsam gegen Glücksspielsucht: Prävention und Hilfe
Um Kinder und Jugendliche vor den Folgen der Glücksspielsucht zu schützen, sind umfassende Präventionsmaßnahmen notwendig. Aufklärungsarbeit an Schulen, strengere Alterskontrollen und eine Regulierung der Glücksspielwerbung sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Es braucht eine klare Kennzeichnungspflicht für Glücksspielwerbung, die auf die Suchtgefahr hinweist, und ein Werbeverbot für risikoreiche Glücksspiele im Fernsehen und im Internet.
Doch auch die Politik ist gefordert. Es braucht klare gesetzliche Regelungen, die den Zugang zu Glücksspielen erschweren und die Anbieter stärker in die Verantwortung nehmen. Die Einführung einer Spielerkarte, die den Einsatz und die Spieldauer begrenzt, sowie die Verpflichtung der Anbieter, einen Teil ihrer Gewinne in Präventions- und Hilfsangebote zu investieren, sind wichtige Maßnahmen, um dem Problem entgegenzuwirken.
Für eine Zukunft ohne Spielsucht
Glücksspielsucht ist ein Problem, das uns alle angeht. Nur durch gemeinsames Handeln können wir Betroffenen helfen und Kinder schützen. Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken, das die Sucht nicht länger tabuisiert, sondern offen anspricht und Betroffenen und ihren Familien den Weg in ein suchtfreies Leben ebnet.
Was Sie tun können:
* Sprechen Sie mit Ihren Kindern über die Gefahren des Glücksspiels.
* Achten Sie auf Anzeichen von problematischem Spielverhalten bei sich selbst und anderen.
* Suchen Sie Hilfe, wenn Sie selbst von Glücksspielsucht betroffen sind.
Unterstützen Sie Hilfsorganisationen, die sich für Betroffene und Angehörige einsetzen.
Hilfreiche Links:
* BZgA Telefonberatung zur Glücksspielsucht
* Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder – Übersicht Präventionsverbände
Gemeinsam können wir eine Zukunft ohne Spielsucht gestalten – für uns und für unsere Kinder.